Letzte Reise: um die Welt
Welchen Weg nimmt die Asche nach einer Seebestattung? Wenn wir uns vorstellen, wie die Asche eines geliebten Menschen auf dem offenen Meer bestattet wird, denken wir oft an einen friedlichen…
Welchen Weg nimmt die Asche nach einer Seebestattung?
Wenn wir uns vorstellen, wie die Asche eines geliebten Menschen auf dem offenen Meer bestattet wird, denken wir oft an einen friedlichen Moment des Loslassens, der eng mit der Natur und dem Kreislauf des Lebens verbunden ist. Doch was passiert eigentlich mit der Asche, nachdem sie in das Meer eingetaucht ist? Welche Strömungen nehmen sie auf, und könnte sie am Ende sogar die ganze Welt umreisen?
Wird die Asche zum Beispiel vor der Küste Mallorcas ins Meer gestreut, beginnt ihre Reise zunächst in den warmen, ruhigen Gewässern des Mittelmeers. Die Strömungen hier sind oft sanft, und die Asche sinkt allmählich in die Tiefe. Doch das Mittelmeer ist kein abgeschlossener Raum. Durch die Straße von Gibraltar, die schmale Meerenge zwischen Spanien und Marokko, findet ein ständiger Wasseraustausch mit dem Atlantischen Ozean statt. Die Meeresströmungen, die durch die Straße von Gibraltar fließen, sind kraftvoll genug, um Partikel wie die Asche hinaus in den offenen Atlantik zu tragen. Sobald die Asche den Atlantik erreicht hat, ist sie in einem der größten und komplexesten Strömungssysteme der Welt angekommen.
Im Atlantischen Ozean wird die Asche von der mächtigen so genannten Nordatlantischen Drift aufgenommen, einem Teil des Golfstroms. Das Meerwasser strömt entlang der Westküste Europas, bevor die Strömung Richtung Nordwesten abbiegt und die Gewässer von Island, Grönland und schließlich Nordamerika erreicht.
Unterwegs wird die Asche auf dieser Reise unzählige Male in größere Tiefen absinken und durch Strömungen wieder aufsteigen. Auf ihrem Weg durch den Nordatlantik wird sie früher oder später in die kälteren Regionen des Arktischen Ozeans vordringen und wieder zurück in wärmere Gefilde gespült werden.
Ein ewiger Kreislauf
Es ist faszinierend zu bedenken, dass die Asche eines Menschen, den man einst vor der Insel Mallorca seebestattet wurde, durch die Meeresströmungen tatsächlich die Welt umrunden könnte. Während sie durch verschiedene Ozeane driftet, wird sie nach und nach ein Teil der globalen Zirkulation des Meeres – ein Kreislauf, der niemals endet.
Diese Vorstellung kann tröstlich sein: Die Asche kehrt symbolisch wieder in die Natur zurück, wird eins mit den Elementen, die die Erde umgeben, und nimmt so an der ständigen Bewegung des Lebens teil. Sie kann von den Strömungen in die entlegensten Ecken des Planeten getragen werden, bestimmt auch an die Orte, die der oder die Verstorbene zu Lebzeiten geliebt hat.